Durch einen Hinweis bin ich auf folgenden Beitrag im grünen Theater aufmerksam geworden.
Kurz und knapp: Ein neu anmeldeter User fragt wie er alle Caches in Mittelhessen herunterladen bekommt. Dann noch der Nachschlag, dass die Daten in ein Programm mit Namen ArcGIS bzw. ArcMap eingelesen werden sollen. Was zum Teufel ist ArcGIS und welcher Geocacher benutzt diese Software?
Des Rätsels Lösung: Ein Projekt für das Regierungspräsidium Gießen. Man möchte alle Geocaches in Naturschutzgebieten (NSG) darstellen. Aha! Daher weht der Wind. Aber erst ganz unschuldig fragen und um Hilfe bitten.
Also ich mache das Projekt für das RP Gießen. Ich dachte mir das das viele Bedenken auslöst. Eure bedenken sind aber unbegründet. Ich würde die natürlich erstmal selektieren und als potenziel gefährdend einstufen, allerdings würde vor Ort geprüft werden ob der Cache wirklich das NSG beeinträchtigt. Die Caches die dann noch als gefährdend für das NSG eingestuft werden, müssten dann allerdings entfernt bzw. verlegt werden. Natürlich alles in Absprache.
Natürlich gibt das Bedenken. Wenn etwas schon “potentiell gefährdend” eingestuft wird, soll man etwa keine Bedenken haben? Auf die “Absprache” bin ich gespannt. Vor Ort prüfen? Ich habe es in 4 Jahren nicht geschafft nur einen Bruchteil der Caches in Mittelhessen zu machen. Wir reden – je nach Auslegung – über 10.000 bis 15.000 Geocaches!
Aber das eigentlich Bedenkliche daran ist, dass sich Geocaching nun bis zu diesem Ämtern herumgesprochen hat und man proaktiv diese “Gefahr” bannen will. Da kommt noch einiges auf uns zu. Der letzte Beitrag von GeoChief trifft es ganz gut: “Spontan fällt mir das Zitat ‘Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!’ ein wenn ich das hier lese.” Auf Vorab-Kommunikation scheint man nur begrenzt Wert zu legen, aber vermutlich ahnt man schon, dass man nicht mit überschwenglicher Freude begrüsst wird.
Abwenden werden wir es nicht mehr können. Geocaching wird immer mehr in den Fokus kommen und schon bald mit Restriktrionen belegt sein. Eine klare Folgen von den steigenden Userzahlen. Langenselbold lässt grüssen. Außerdem kann man “GeoKätscher” viel besser im Internet finden als MTB’ler, Pilzsucher und Nordic Walker. Aber vielleicht gibt es auch Chancen das gemeinsam in die richtige Richtung zu lenken. Geocaches im Biotop will ja keiner.
Update 29.08.2011: Schutzgebietskarten
Unter http://natureg.hessen.de/natureg/index.html gibt es eine gute Kartendarstellung der verschiedenen Schutzgebietsarten. Danke für den Tipp an Excacher. Selbst die Hecke gegenüber unserer Straße ist ein Biotop.
Update 01.09.2011: Gespräch mit dem RP
Mittlerweile konnte ich ein Gespräch mit der zuständigen Mitarbeitern im RP Giessen führen. Vorweg: Ein sehr angenehmes und konstruktives Gespräch. Hier ein Gedächnisprotokoll des Gesprächs.
Man ist im wesentlichen über die eigenen Gutachter im Feld sowie andere Interessenverbände auf das Thema Geocaching aufmerksam geworden. Die steigende Anzahl der Personen hat eine Grenze erreicht, die das Einschreiten des RP als oberste Naturschutzbehörde erforderlich macht.
Das RP beobachtet das Thema allerdings schon länger. Der Anfrager hinsichtlich der ArcGIS Integration ist ein Praktikant, der die Geocaches in Hessen visualisieren soll. Primär geht es dabei um die Geocaches in besonders sensiblen Bereichen wie Biotopen oder NSGs. Gleichwohl hat man auch nachgeordnete FFH-Gebiete, Vogelschutzgebiete, Natura2000-Gebiete etc. auf dem Radar. Das Kerninteresse besteht jedoch in der hochsensiblen Bereichen. Zunächst. Zum jetztigen Zeitpunkt ist dies aber noch kein Projekte mit oberster Priorität, sondern läuft vielmehr nebenher. Außerdem wird man Informations vor Ort (z.B. von Förstern, Gutachtern, etc.) berücksichtigen und hier ggf. einschreiten. Wie ist allerdings noch nicht geklärt. Man darf sicher sein, dass die Personen vor Ort aber alle über Geocaching informiert sind.
Man hat seitens des RP – nach eigenem Bekunden – kein Interesse an flächendeckenden regulatorischen Maßnahmen (mit Ausnahme von hochsensiblen Bereichen) und möchte vielmehr im Dialog das Thema angehen. Und ich hatte wirklich den Eindruck, dass es auch so gemeint war. Genauso ist aber klar, dass man keinen Wildwuchs mehr dulden will. Auch das neue Wegegebot nachts wurde ins Feld geführt.
Das RP will verschiedene Informationen für Geocacher zusammenstellen und diese uns zur Verfügung stellen. Gleichzeitig wünscht man sich, dass Geocacher ihre vorhandenen Geocaches anhand der Karte des RP mit Schutzgebieten zu überprüfen.
Genau das habe ich mit meinen Geocaches auch gemacht und zum Glück keinen Handlungsbedarf. Bei Geocaches in NSGs und Höhlen dürfte man früher oder später mit dem RP (oder untergeordneten Behörden oder Personen) zu tun bekommen. Man handelt also im eigenen Interesse wenn man seine Geocaches dahingehend überprüft. Und es schadet auch nicht, wenn man keinen Geocache direkt unter einen Hochsitz legt. Hier hat jeder Geocacher gegenüber der Community eine Verantwortung seine Geocaches naturverträglich zu verstecken und nicht Dosen ohne Sinn und Verstand in die Gegend zu werfen.
Update 05.09.2011: Offizielle Antwort auf meine schriftliche Anfrage
Heute bekam ich Antwort auf meine schriftliche Anfrage hinsichtlich Art und Umfang der Erhebung von Geocaches in NSGs.
[…]
im Zuständigkeitsbereich des Regierungspräsidiums Gießen liegt der Flächenanteil der ausgewiesenen Naturschutzgebiete zwar nur bei 1,2 % der Bezirksfläche, dennoch ist nicht ausgeschlossen, dass bei der kaum noch überschaubaren Vielzahl bestehender Caches auch Naturschutzgebiete betroffen sein können. Um dieser Frage ein Stück näher zu kommen wird eine rein statistischen Erhebung vorgenommen, um zu erfahren ob überhaupt, wo und in welchem Umfang sich Caches auch in Naturschutzgebieten befinden.
Naturschutzgebiete sind durch eine Rechtsverordnung geschützt. Je nach Schutzgrund sind bestimmte Handlungen in diesen Gebieten verboten. In den meisten Fällen gehört hierzu z.B. das Verbot die Wege zu verlassen. Das Betreten außerhalb der Wege stellt dann eine Ordnungswidrigkeit dar. Geocacher wissen dieses möglicherweise gar nicht.
[…]
Regierungspräsidium Gießen – Dezernat 53.3 – http://www.rp-giessen.de
Man darf gespannt sein auf das Ergebnis der Auswertung. Jedenfalls sind wir jetzt schon im Bereich der Ordnungswidrigkeit angelangt. Falsch Parken 10€, Geocache suchen 20€.
Update 09.09.2011: Antwort auf meine Nachfrage
Auf zur die Antwort zu meiner Anfrage vom 5.9. hatte ich noch zwei Nachfragen gestellt:
- Wo kann ich erfahren was in einem NSG verboten ist bzw. eine Ordnungswidrigkeit darstellt?
- Wann rechnen Sie mit ersten Ergebnissen Ihrer Erhebung bzw. wie wird dann damit umgegangen?
Dazu erhielt ich folgende Rückantworten:
[…]
Die Verbote und Ordnungswidrigkeitstatbestände stehen in der jeweiligen Schutzverordnung des betreffenden Naturschutzgebietes. Diese liegt im Original bei der ausweisenden oberen Naturschutzbehörde und in Mehrausfertigungen bei den betreffenden unteren Naturschutzbehörden und den Gemeinden. Im Zuge des Ausweisungsverfahrens wurde sie zusätzlich öffentlich bekannt gemacht. Diese hilft Ihnen jetzt natürlich sehr wenig. Leider gibt es in Hessen im Vergleich zu anderen Bundesländern noch keinen für jedermann möglichen zentralen Zugriff auf die NSG-Verordnungen. Die Lage der NSG’en sind zwar seit einiger Zeit z.B. auf der Seite des deutschsprachigen Portals WWW.geochaching.de abgebildet, eine Verlinkung mit den jeweiligen Schutzverordnungen gibt es für Hessen aber noch nicht.
Zur zweiten Frage.
Die Erhebung läuft noch. Je nach Ergebnis wird die Situation auch mit den anderen beiden Regierungspräsidien und dem Ministerium erörtert.
Regierungspräsidium Gießen – Dezernat 53.3
[…]
Da kann man sehr gespannt sein auf das Ergebnis. Bleibt nur zu hoffen, dass es nicht zu einer hessenweiten Kampagne ausartet. Das aber setzt vorauss, dass viele Geocacher ihre Versteck verantwortungsvoll ausserhalb von NSGs versteckt haben. Aber da glaube ich dann auch wieder nicht dran. Jedenfalls schadet es nicht wenn man seine Caches dahingehend nochmal überprüft. –> http://natureg.hessen.de/natureg/index.html
Ja, es ist Zeit, das Hobby aufzugeben…
genau deshalb hat sich meine foundstatistik in letzter zeit nicht sonderlich verändert…
es hat mal spaß gemacht etwas im verborgenen zu tun… das ist lider vorbei
Soll QGIS statt ArcGIS nehmen – da kann er die PQ direkt einlesen. Und dann mit den NSGs aus derm OSM verschneiden. Oder meinetwegen den Shapes die er eh schon hat.
Wenn er nur die Caches in Naturschutzgebieten aufsuchen will, dann werden das sicher weit weniger als 15’000 sein. Mysteries und Multis sind vermutlich auch nicht ganz so sehr das große Problem. “Cacherautobahnen” sieht man ja eher bei Tradis.
Dass unser Hobby für viele “Draußen sein und die Natur genießen” bedeutet, wir aber in der Masse an ettlichen Stellen die Natur auch verändern, fällt ja inzwischen einigen auf. Dass in dem Posting Worte wie “Absprache” überhaupt auftauchen, lässt zumindest darauf hoffen, dass das RP unserem Hobby eine Existenzberechtigung einräumt und man es nicht gleich mit der großen “VERBOTEN!”-Keule erschlagen möchte.
Bei uns war er auch schon.. :>
Ich find’s auf der einen Seite okay sowas richtig zu checken und wuerde ihm die KOs zu meinen Caches freiwillig geben, auf der anderen Seite find ich’s uebel, wie er versucht, die Leute zu verarschen.. :/ Mal abwarten, wie das weitergeht..
Na, wenn sich alle an die Regeln gehalten haben, in NSG nur naturverträglich auf bzw. vom Weg aus erreichbare Stationen gelegt zu haben, ist das ganze kein Problem, oder?
Da dies leider oft nicht der Realität entspricht und quer durch schützenswerte Biotope eine neue Autobahn zur nächsten Dose angelegt wird, ist es nur eine Frage der Zeit, bis dass regelnd eingegriffen wird.
Die Selbstregelung durch die Community funktioniert leider zu oft nicht. Da werden Locations bedost, die die häufigen Störungen genauso wenig vertragen wie die Kolateralschäden der intensiven Suche. Versucht man den Owner per Mail, NM-Log oder in dringenden Fällen per SBA-Log auf den Misstand aufmerksam zu machen, wird man gar aus der Community haraus angefeindet.
Dabei wollte man nur vermeiden, den amtlichen Spielverderbern eine weitere Angriffsfläche zu bieten.
Na das wird ganz sicher noch lustig werden :
Zitat des RP : “Im Regierungsbezirk Gießen sind 163 ?? Naturschutzgebiete mit einer Gesamtfläche von 5.???? ha ausgewiesen (Stand 1.1.2007). Viele Naturschutzgebiete sind eingebunden in das europäische Schutzgebietsnetz NATURA 2000. ” http://www.rp-giessen.de/irj/RPGIE_Internet?cid=04c3b4e7e759b5a540a56e47732e9bd9
und weiter
“In den Grenzen des Regierungsbezirks Gießen befinden sich knapp 1350 km² NATURA 2000 Flächen, d.h. rund 1/4 der Bezirksfläche unterliegt diesem Schutzstatus.
1/3 dieser Flächen sind FFH-gebiete, den größeren Restanteil bilden die Vogelschutzgebiete.
Die Obere Naturschutzbehörde Gießen verwaltet 139 FFH-gebiete und 14 Vogelschutzgebiete.” http://www.rp-giessen.de/irj/RPGIE_Internet?cid=74730dfa1ad037c1b7cac1d221f6b62d
Da ist klar, daß die Herrschhaften sich dem Geocaching jetzt zuwenden……Happy Caching ist sicher Vergangenheit.
Ach ja, wer mal Spaß haben will, der gehe zu : http://natureg.hessen.de/natureg/index.html#
Auf der dortigen Karte sind alle Naturschutz, Landschaftsschutz, Vogelschutz und FFH- ( Fauna – Flora Habitat Schutz ) Gebiete abgebildet……Da kommt schon der ein- oder andere Hektar zusammen, nebst Caches……..
wenn man die Dosen ohne Sinn und Verstand archivieren wurde, waren bestimmt 1/3 der Dosen in BRD weg. Damit konnte ich mich anfreunden.
Es hätte gar nicht erst dazu kommen müssen. Aber anscheinend wollen “wir” Regeln und Vorschriften haben. Oder warum haben “wir” nicht spätestens nach den letzten “Fällen” unsere Dosen so verlegt, daß man sie vom Weg aus erreichen kann?
Aber auch jetzt wird sich nichts ändern. “Wir” werden weiterhin Dosen in NSG abseits der Wege verstecken, Dosen in Bäume hängen, auf verbotenem Gelände (z.B. abandoned places) verstecken und Dosen den Muggels vor die Fenster werfen, damit sie auf unser (ehemals?) schönes Spiel aufmerksam werden.
Ich glaube nicht mehr an Einsicht und Lernfähigkeit diverser Owner. Da gibt es z.B. einen “Cache”, der am Tor vom Gerichtsgebäude hängt. Jemand loggt, daß er beim Suchen beobachtet wurde und Ärger bekommen hat. Der “Cache” war daanch weg. Und was macht der Owner? Er versteckt einen neuen an der selben Stelle.
also wenn ich das so lese……..es hat manchmal so den Anschein vom Anfang des Endes……..so richtig spaßmachen tut das nicht….
Warum wird das Interesse der RP Gießen eigentlich so negativ und als Anfang vom Ende gesehen?
Laut Guidelines dürfen Caches eh nicht in Naturschutzgebieten verlegt werden, und wenn, dann nur so, daß zur Suche ein Verlassen der Wege nicht nötig ist.
Interessant, daß das scheinbar kaum jemandem bewußt ist, denn sonst würden alle viel gelassener reagieren.
Wichtiger wäre allerdings, daß man die offiziellen Stellen darauf hinweißt, daß es auch sowas wie Mysterykoordinaten gibt, die meist nicht auf das Cacheversteck weisen…
Gruß, Elli