Das Problem
Auf Skitouren kam bisher immer mein Deuter Guide 45+ zum Einsatz. Der ist schon sehr praktisch und richtig gut. Für viele Tagestouren aber schlicht zu groß. Ich schaffe es nämlich immer wieder zuviel Sachen in einem Rucksack reinzustopfen und werde dabei zum Muli. Außerdem hat er kein separates Fach für Schaufel und Sonde. Meine Black Diamond Deploy 3 nimmt zudem durch ihren trapezförmigen, gebogenen Schaft viel Platz im Rucksack ein und nach einem Einsatz läuft das Wasser in den Rucksack. Der Anwendungsfall kommt bei mir öfters vor. Nicht weil wir ständig Lawinenopfer ausgraben, sondern weil beim Winter-Geocaching die Dosen aus dem Schnee befreit werden müssen.
Für kurze Touren zu Fuss kommt ansonsten meistens mein Black Diamond Bullet zum Einsatz. Aber für Skitouren fehlt es an der notwendigen Ausstattung und zu klein ist er dann auch, egal wie minimalistisch man auch sein mag.
Die Aufgabenstellung
Finde eine Skitourenrucksack mit max. 30l Volumen mit separaten Fach für Lawinenschaufel und -sonde, Halterung für Tourenski für Tragepassagen und Pickelhalterung. Der Hüftgurt soll abnehmbar sein.
Der Lösungsansatz
Bei den Bergfreunden besorgte ich mir einen Rucksack, der die Anforderungen auf dem Papier erfüllt: Den Salewa Miage II.
Quelle: Bergfreunde.de
Die Ausstattung
- Skibefestigung parallel
- Skibefestigung diagonal
- Contact Fit Tragesystem für körpernahen Sitz
- Anpassbare Rückenplatte (Inside Support Board – ISB)
- Airstram Rückenpolster
- Seitliche Netztaschen für Drinkflache oder Felle
- Große Deckeltasche mit Innenfach und SOS Label
- Abnehmbarer gepolsterter Hüftgurt mit RV-Tasche, ersetzbar durch ein Hüftband
- Pickelbefestigung
- Rip Stop Gewebe mit PU Beschichtung, genauer: N 210 D Ripstop / N 450 D (100% Polyamid mit PU-Beschichtung)
- Diagonale Skifixierung
- Eispickel/Skistockbefestigung
- Fach für Lawinenschaufel mit Wasserablauf
- Separates Fach für Sonde
- Seilhalterung
- separate Vordertasche
- Vorbereitet für Trinksystem
Technische Daten
- Gewicht (g) 1100
- Größe (cm) 48 x 26 x 17
- Volumen (l): 28
- Rückenlänge (cm): 43
Preis: € 89,95 (aktuell -30% bei bergfreunde.de: € 62,97)
Erster Eindruck
Nach dem Auspacken war ich eine Weile mit der Erkundung der Ausstattung beschäftigt. Der Rucksack hat viele pfiffige Details und schien mir gut geeignet für (Tages-)Skitouren. Auch eine erste Anprobe verlief zufriedenstellend. Für meine Lawinenschaufel war die “Anprobe” weniger erfolgreich. Die BD Deploy 3 ist zu groß für das Schaufelfach des Miage. Das Problem liess sich mit einer kleineren Camp Alu Tele Schaufel lösen. Nebeneffekt: Ein paar Gramm weniger zu tragen. Durch die passende Rückenlänge und durch die gut verstellbaren Träger fühlt sich der Rucksack gut zu Tragen an.
Der Einsatz
Eine erste längere (An-)probe fand in heimischen Gefilden bei Skifahren+Skitouren+Geocaching auf der Wasserkuppe und in Winterberg statt. Der Tragekomfort bei halb gefülltem Rucksack war wirklich gut.
Beim Miage kann man die Ski mit einem Handgriff diagonal befestigen. Ein Tragetest mit diagonal befestigten Ski (französische Methode) zeigte, dass dafür der Miage nur bedingt geeignet ist. Dafür ist der Rucksack einfach zu klein und die Ski ziehen ihn zu stark vom Körper weg. Außerdem verlagert sich das gesamte Gewicht einseitig auf die rechte Seite. Daher ist diese Befestigungsmethode nur bei kurzen Tragepassagen sinnvoll. Trotzdem bevorzuge ich diese Befestigung grundsätzlich gegenüber der seitlichen Befestigung, weil es einfach schneller geht und nicht so fummelig ist.
Dann folgte der richtige Praxistest in den Alpen, genauer in Cervina (IT) und Zermatt (CH) unterhalb des Matterhorns. Unter anderem begleitete uns der Miage bei kombinierten Skitouren/Geocachingtouren.
Gefundene Geocaches:
Bivacco Rossi e Volante 3750m (D1,5/T5) – zwischen Breithorn und Pollux/Castor, FTF Yeehaa!
Pumpwerk Stafel (D2/T2,5) – oberhalb von Zermatt
Versteckte Geocaches:
Cime Bianche (D2/T4) – verlassene Seilbahnstation im Skigebiet von Cervinia
{f}univia {o}bscura (D3,5/T5) – auch eine verlassene Seilbahnstation, bisher nicht gefunden.
Bei der Tour zum Bivacco Rossi e Volante hat sich die Pickelhalterung in die ewigen Jagdgründe verabschiedet. Nach dem 4. oder 5. Einstecken riss sie einseitig, da sie sehr knapp bemessen ist. Ab nun wurde der Pickel mit der Pickelschlaufe im Pickelschutz des Miage befestigt (am Besten einfach das Bild betrachten). Dauert etwas länger, hält aber. Für kurze Passagen steckt er sowieso zwischen Rücken und Rucksack. Aber es wundert mich schon, dass so schnell die Halterung riss. Gerade die Pickelhalterung muss generell etwas ruppigen Umgang überstehen können. Auf dieser Tour habe ich auch den gepolsterten Hüftgurt durch das Gurtband ersetzt, weil ich teilweise den Klettergurt getragen habe. Daher hat nichts gedrückt und das Rucksackgewicht kann trotzdem auf der Hüfte getragen werden.
Gerissene PickelhalterungDie Belüftung funktioniert prima und ich hatte keinen Hitzestau am Rücken. Die ganze Ausrüstung für eine Tagestour kann gut verpackt werden und durch die verschiedenen Fächer hat man auch halbwegs Ordnung. Gut finde ich auch die zwei separaten Fächer für Schaufel und Sonde, denn sie verstopfen nicht das Hauptfach. Außerdem hat der Miage einen Wasserablauf aus dem Schaufelfach. Da hat jemand nachgedacht. Ebenso bei der Seilbefestigung. Durch die zwei seitlichen Netztaschen finden sowohl nasse Felle als auch die Trinkflasche einen Ort ausserhalb des Rucksacks. Genauso kann man die Steigeisen nach dem Einsatz hinten befestigen. Sehr schön.
Fazit
Gut durchdachter (Ski-)Tourenrucksack mit vielen pfiffigen Details. Besonders gut geeignet für Tagesskitouren, aber auch für alpine Pistentouren ein guter Begleiter. Leichte Abzüge in der B-Note für den Riss der Pickelbefestigung. Ansonsten aber absolute Kaufempfehlung durch die gute Ausstattung, das geringe Gewicht und die ansonsten ordentliche Verarbeitung.
Links
Salewa Miage 28 auf Bergfreunde.de
Schreibe einen Kommentar