Nach der Nordkynn-Tour im letzten Jahr sollte es diesen Sommer für das #dasrockt – Team in wärmere Gefilde gehen. Auf dem Triglav, Sloweniens höchstem Berg, liegt nämlich auch ein Geocache, der darauf wartete gefunden zu werden. Dieser war einmal Geocache des Monats im Geocaching-Blog und dort gab es so ein süsses Bild mit einem kleinen Hund am Gipfel. Und wenn der Yorkshire-Terrier das schafft… Endlich mal wieder eine ordentliche Bergtour – wir müssen da hoch! Ende Juli war es dann soweit.
Der Triglav ist das Nationalheiligtum der Slowenen. Der Berg ist im Staatswappen abgebildet und es ist Bürgerpflicht eines jeden Slowenen, einmal im Leben diesen Berg über die diversen Routen bestiegen zu haben. Damit erklären sich auch die abenteuerlichen Besteigungszahlen von etwa 20.000 im Jahr. Der Name übersetzt sich etwa mit „Dreikopf“.
Es gibt drei Möglichkeiten, den Triglav zu besteigen. Von Osten (von Bled oder Bohinjska Bistrica, jeweils 20-22 km und 1700 hm), von Westen über Trenta (2170 hm, über diese Variante schrieben kürzlich auch die Minimulis) oder von Norden über die Aljažev-Hütte, 1900hm. Während der Anstieg von Osten eine super schöne Wanderung sein soll und der von Westen aufgrund des Höhenunterschieds der anspruchsvollste ist, ist der Anstieg von Norden der meistbegangene. Für diesen haben wir uns aus vielerlei Gründen entschieden. Zum einen liegt der Grossteil der Strecke im Sommer morgens im Schatten (seeehr wichtig für nordische Typen!), zum anderen sind hier die längsten Klettersteigpassagen, und wir wollten ja schon ein bisschen kraxeln. Schlussendlich ist mit der Aljažev-Hütte auch eine gute Infrastruktur geboten, wenn man nur ein langes Wochenende Zeit hat und nicht nach der Tour direkt ins Auto springen will, wie das wohl bei den Einheimischen so üblich ist. Die sind sowas von schmerzfrei – aber dazu später hier und da noch etwas mehr.
Vorbereitungen wie immer: Wetter beobachten, Ausrüstung checken, Rucksack packen. Mehr als 9-10 Kilo inklusive ausreichend Wasser dürfen es auf keinen Fall sein, was man mit Klettersteigausrüstung schnell mal zusammenbekommt. In Meeresnähe muss immer mit Gewittern gerechnet werden, daher kann auch bei tollstem Wetter keinesfalls auf Regenschutz verzichtet werden. Ein paar hilfreiche Empfehlungen und weiterführende Infos findet Ihr weiter unten bei den Links.
So machen wir uns Ende Juli auf den Weg nach Slowenien, vorbei an Traumgegenden, die wir mal wieder besuchen müssen: das wunderschöne Berchtesgadener Land zum Beispiel. Als wir an Kranjska Gora vorbeifahren, machen wir eine mentale Note, unbedingt mal zum Skifahren herzukommen.
Wir hatten hüttentechnisch aufgrund der Berichte über die Besucherzahlen mit dem schlimmsten gerechnet, wurden aber eines Besseren belehrt. Die Aljažev-Hütte wird von drei Damen mittleren Alters bewirtschaftet und ist alt, aber top in Schuss. Das Essen ist einfach, aber günstig und gut. Es gibt sogar Mehrbettzimmer mit Laken. Mit AV-Ausweis kostete uns eine Übernachtung pro Person €11, Frühstück nochmal €4,50. Nichts zu meckern.
Ausgeruht und gestärkt machen wir uns gegen 8.00 Uhr am Freitag morgen bei Kaiserwetter auf den Weg Richtung Triglavhaus oder auch Kredaricahütte (Triglavski Dom na Kredarici).
Unser gewählter Weg führt uns vorbei am Partisanendenkmal auf den Tominšek-Weg und weiter zur Kredarica-Hochebene, wo das Triglavhaus auf 2515m steht. Dort wollen wir übernachten, am nächsten Morgen zum Gipfel auf 2864m und dann über den Pragweg (Prag hat nix mit der Stadt zu tun, sondern bedeutet „Schwelle“) wieder zurück zum Aljažev-Dom auf 1015m.
Der Tominšek-Weg ist über weite Strecken ein gesicherter Steig. Der Weg ist sehr gut markiert. Der Anstieg ist beachtlich und geht im Wald streckenweise über recht steile Holztreppen (!), sodass man sehr schnell an Höhe gewinnt. Oberhalb der Baumgrenze ist es dann hauptsächlich ein versicherter Steig. Wir sind dankbar für die Tatsache, dass der Weg im Schatten liegt, denn wir schwitzen auch so ganz schön.
Schliesslich trifft der Tominšek-Weg auf den Prag-Weg. Etwas oberhalb der Kreuzung befindet sich eine willkommene Quelle, wo gute Geister Plastikflaschen untergestellt haben, sodass wir frisches, kühles Wasser haben. Selbstverständlich werden die Flaschen für nachfolgende Wanderer wieder ordentlich hingestellt. Nach einer kurzen Verschnaufpause im Schatten geht es weiter. Bis hierher ist uns übrigens auch niemand begegnet – der Pragweg scheint heute die beliebtere Aufstiegsroute zu sein.
Nun erreichen wir ein grosses Karstfeld, von dem aus die Kredarica-Ebene schon zu sehen ist. Eigentlich müsste man das Triglavhaus auch schon bald sehen, aber es versteckt sich fieserweise hinter einer Ecke. Der gemeine Bergführer würde jetzt sicher sagen „hinter der nächsten Ecke ist die Hütte!“…. Hier sind noch flache Altschneefelder, was für Erheiterung und Abkühlung der Füsse sorgt. Wir gehen tapfer weiter. Nach einer weiteren kurzen Pause im Karst kommt noch eine kurze Klettersteigpassage. Danach geht das Gelände in Schotter über und – schwupps – stehen wir vor der wirklich grossen Hütte. Jippiiieeeh! Es ist noch relativ früh am Nachmittag und so gönnen wir uns erst mal eine lauwarme Erfrischung an der Hütte (der Kühlschrank scheint überlastet) und gehen dann noch mal zum einem nahegelegenen Geocache.
Auch hier an der Hütte hatten wir mit Überfüllung gerechnet und es herrscht in der Tat so etwas wie Volksfeststimmung. Einige die Tour an einem Tag (gerade über den Ostanstieg) und sparen sich so die Hüttenübernachtung. 3600 hm an einem Tag – uns wird schwindelig bei dem Gedanken und wir fallen mit Vorfreude auf den Gipfel am nächsten Tag in unserem halbwegs ruhigen Vierbettzimmer (!) ins Bett.
Nach einer wie immer auf hochgelegenen Hütten unruhigen Nacht machen wir uns um 7.00 Uhr auf zum Gipfel. Man sollte vielleicht erwähnen, dass der Kaffee auf der Hütte nicht zu empfehlen ist. Irgendwie wie Mokka und dann doch wieder nicht – sehr merkwürdiges Gesöff. Wir freuen uns schon auf den Kaffee in der Aljaževhütte, denn der war richtig gut. Die Aus- und Weitsichten werden immer besser, das Wetter ist brillant. Die Adria kann man leider nicht sehen, aber die umliegenden Berge sind schon beeindruckend genug. Wir sind total begeistert :).
Auch hier ist der Weg ein gesicherter Steig und kein „richtiger“ Klettersteig. Wir brauchen die Sicherung nicht wirklich und kommen ohne wesentlich schneller voran. Bei kompletter Durchsicherung ist man sicherlich ewig unterwegs. Es handelt sich hier um ausgesetzte, aber wenig schwierige Gratkletterei mit sensationellen Fernsichten.
Über den Mali Triglav (Kleiner Triglav, 2725m) erreichen wir um 8.40 Uhr am Samstagmorgen bei bestem Wetter den Triglavgipfel.
Der Cache ist schnell gefunden und so machen wir uns an die Bildersession mit der berühmten Blechbüchse Aljažev Stolp. Es gibt wohl wenige Gipfelmotive, die so unverkennbar sind.
Es ist nicht zu fassen, aber dort oben sitzt ein Typ, der kalte Getränke in Dosen verkauft! Sogar zwei verschiedene Sorten Cola hat er im Angebot! Da er das Zeug palettenweise hochschleppt, zahlt man doch gerne 5 Euro für die zweitbeste Cola der Welt :). Die Slowenen ziehen wohl auch am frühen Morgen Bier (Pivo!) oder Prosecco (für die Mädels) zur Belohnung vor. Vor uns liegen noch knapp 1900 hm Abstieg, steil, heiss und geröllig. Ausserdem bekommen wir ein Diplom für unsere erste Besteigung des Triglav. Die Ausstellung geht unbürokratisch vonstatten (vom Getränkeverkäufer) und ist mit 1€ vergleichsweise günstig. Spass muss sein.
Wir geniessen die Aussicht und machen uns dann auf den Weg zurück zur Hütte. Dort essen wir noch ein Süppchen, laden Wasser nach und überlegen kurz, ob man mit einer Plastiktüte unter dem Hintern eventuell den Abstieg über das Schneefeld abkürzen könnte… Schwamm drüber.
Als wir das Karstfeld wieder erreichen, hören wir Donner. Da ist es – das gefürchtete mediterrane Mittagsgewitter. Wir schauen zurück: über dem Gipfel hängen dunkle Wolken. Die Menschenkette am Gipfelgrat ist nicht mehr zu sehen. Eine Regel in den Julischen Alpen besagt, dass die Gewitterwahrscheinlichkeit vor 14.00 Uhr nur halb so hoch ist wie am späteren Nachmittag. Schliesslich wird aber klar, dass die Gewitterwolken es nicht über den Gipfel schaffen und uns der Abstieg im Regen über die Geröllpiste, die sich Pragweg nennt, erspart bleibt.
Der Pragweg ist ein schmales Pfädchen, das im Tal etwas weiter oben (in westlicher Richtung) zum Triglav abbiegt als der Tominšekweg. Daher ist er etwas weniger steil und etwas länger, dafür aber fies geröllig. Wir freuen uns über jedes Teilstück, in dem der Weg durch Almwiesengelände geht und jede Kletterpassage, wo man mal die Arme hinzunehmen kann. Irgendwann kommen wir an ein abschmelzendes Schneefeld. Hier wird Pause gemacht und ordentlich getrunken vor dem Zieleinlauf. Das schöne Wetter hat eben nicht nur Schokoladenseiten.
Schliesslich erreichen wir am frühen Abend (und nach einem weiteren Geocache-Fund) müde, aber überglücklich und stolz wie Bolle wieder die Aljaževhütte. Jetzt: essen, trinken, Bubu und am nächsten Tag wieder Richtung Heimat. Die ganze Nacht kann man von der Terrasse aus noch Stirnlampen beim Abstieg beobachten. Die drei Damen vom Grill sagen, das sei völlig normal. Ts ts ts….
Einen visuellen Eindruck sowie etwas Orientierung bekommt man in dem tollen Video, das unser #dasrockt- Tourenpartner Klaus (@teamfrechdachs) gedreht hat. Mit ihm hat es übrigens mal wieder Megaspass gemacht. Auch wenn er wieder nicht den Rucksack von Hr. Jeeper getragen hat ;)…
Fazit: Eine super Tour, bei der alles, aber auch wirklich alles wie am Schnürchen geklappt hat. Die Gegend ist super schön und die Leute sind sehr gastfreundlich, sodass wir beschlossen haben, in jedem Fall wiederzukommen, und sei es im Winter zum Skifahren. Absolute Tourempfehlung!
Photoalbum
Triglav Juli 2013 |
Links:
Hier die wichtigsten Information für die Tour. Die GPSies-Karte enthält zudem den kompletten GPS-Track und alle relevanten Waypoints.
Berghütte Aljažev dom v Vratih
Berghütte Triglavski dom na Kredarici
“Triglav 2864″ (GC14N3H)
“Triglav 2864″ GC14N3H GEOCACHE OF THE WEEK – February 27, 2012
Karte: OSM Freizeitkarte Slowenien
Rother Wanderführer – Julische Alpen
Webcam Triglavski Dom
Ein hervorragender Bericht zu diesem Geocache und wenn man ihn so liest auch zu Recht der GC des Monats ;)!
Hab mir natürlich gleich das Bild mit dem Yorkshire-Terrier angesehen und sieht wirklich genial aus ;)!
Doch so ein kleiner Hund und dann diese Tour…da tut mir der Kleine doch etwas leid!
Wie schon gesagt…ein toller Bericht und wunderschöne Bilder/Video.
Werd diesen Geocache im Hinterkopf behalten ;)!
Danke und Gruß,
Chris
Danke für Dein Feedback. Es hat uns sehr gefreut und die Tour ist wirklich nur zu empfehlen! Und von München auch nicht so weit wie von uns.
Wow – Klasse Artikel der mal wieder Lust macht, den Rucksack zu packen und los zuziehen! Gut gefällt mir auch die gebotenen Informationen und die tollen Bilder…
VG aus dem Saarland,
Jörg
Ein wenig Schnee.
https://plus.google.com/photos/102696960935951835647/albums/5981664258978427345/5981664263111402002
Hallo! Tolles Video! Echt schön gemacht! Ich plane für heuer genau die selbe Tour, von daher bin ich auch hier her gelangt!
Ich hätte ein paar Fragen, vielleicht kann mir ja geholfen werden!?
1. Die Aljažev-Hütte ist mit dem Auto erreichbar?
2. Habt ihr die Gehzeiten und HM von
1.a. Aljažev Hütte – Triglav Hütte
1.b. Triglav Hütte – Triglav
3. Der Tominsek Klettersteig – ist hier wirklich ein Klettersteigset von nöten? Schaut auf dem Video nicht schwieriger als “B” aus! Liege ich da richtig?
4. Würdet ihr die Tour wieder genau in die selbe Richtung gehen (Aljažev-Hütte – Tominsek Weg – Triglav Hütte – Triglav – Prager Weg – Aljažev-Hütte) Würde mich über Antwort sehr freuen – lg Jürgen
Hallo Jürgen,
Die Aljažev Hutte ist fast mit dem Auto erreichbar. Ca. 500m Fußweg vom Nationalpark- Parkplatz.
Die Höhenmeter und Gehzeiten finfest du hier.
http://www.everytrail.com/view_trip.php?trip_id=2324288&code=a978ed6f18a93e1a533824a7207fc276
Mit B liegst du richtig, aber es gibt ausgesetzte Passagen. Besonders im Gipfelanstieg. Ohne KS sollte man nicht gehen.
Beim nächsten Mal würden wir entweder andersrum gehen oder vielleicht von Trenta aus. Aber eigentlich ist es egal.